© Nebel Pössl  Architekten GmbH

COMO community modular
Wohnquartier an den Eichen

2022, Konzeptvergabe, 1. Rang


STÄDTEBAULICHES KONZEPT


In die städtebauliche Grundfigur aus langen Zeilen und Winkelbauten wird eine kleinteiligere Maßstabsebene eingeführt, analog einem städtischen Parzellenrhythmus.

Ruhige Lochfassaden mit stehenden Fensterproportionen wechseln sich mit Balkonstrukturen ab, welche von bewegten, farbigen Brüstungsbändern horizontal gegliedert werden.
Der Blockinnenraum wird von jeglichem motorisierten Verkehr freigehalten. Die verkehrsberuhigte Straße sollte im Sinne einer Spielstraße ebenfalls autofrei gestaltet werden.
Der Übergang vom öffentlichen Straßen- und Platzraum zu den halböffentlichen Hofbereichen wird durch deren Anhebung um 60-100 cm formuliert.


ARCHITEKTONISCHES KONZEPT, MODULARES BAUEN

Der Standort eignet sich in besonderer Weise für die Modulbautechnologie.
Die Verwendung industriell vorgefertigter Raumzellenmodule lässt die örtlichen Bauzeit und damit die Belastung der Nachbarschaft durch Liefer- und Entsorgungsverkehr auf einen Bruchteil schrumpfen.

Die örtliche Bautätigkeit beschränkt sich im wesentlichen auf die Fundamentierung und die Tiefgaragen- und Kellergeschosse.
Eine Gesamtbauzeit von 10 Monaten zuzüglich Freianlagengestaltung ist möglich.

Die Stückzahl der Module erlaubt eine interessante Seriengröße, die die gewünschte Variabilität für verschiedene Wohnformen und eine differenzierte Gestaltung zulässt.

Es soll ein Holzmodulbau mit vorgefertigten Raumzellen aus Brettsperrholz realisiert werden.
Dem eigentlichen Modulbau werden statisch und thermisch separierte „Balkonregale“ aus Metall vorgestellt. Die Brüstungen werden als perforierte Blechbänder ausgebildet. Die Multiplikation von drei Grundformen mit drei Farben ergibt 9 verschiedene Balkontypen.

Die geschlossenen Fassaden werden mit Holzschalungen in verschiedenen Lasurtönen bekleidet.

Aus der unterschiedlichen Stellung von Holzschiebeläden entsteht ein lebendiges,
sich ständig wandelndes Spiel von offenen und geschlossenen Flächen.


NUTZUNGS-, WOHN- UND QUARTIERSKONZEPT

Mit der Quartiersentwicklung „an den Eichen“ stellen wir das Gemeinschaftsgefühl in den Mittelpunkt und schaffen ein integratives, lebendiges und buntes Quartier. Hier entstehen spezifische Angebote für die unterschiedlichen Wohnbedürfnisse von Familien, Singles, Student*innen, Wohngemeinschaften und Senior*innen. Gleichzeitig werden eine nachbarschaftliche Gemeinschaft und ein soziales Miteinander der Generationen ermöglicht.
Frühzeitig angesetzte Nachbarschafts- und Mieterdialoge, kooperative Planungsprozesse sowie die Schaffung von Begegnungsstätten und Ruheorten sind Bestandteile der Quartiersentwicklung, um eine hohe Nutzungsqualität und Nutzerzufriedenheit sicherzustellen.
Der Entwurf sieht der eine ausgeprägte soziale Durchmischung vor und bietet bietet mit unterschiedlichen Grundrissen Wohnraum für Haushalte in vielfältigen Lebenssituationen.
Bezahlbares Wohnen: Mit einer Mischung an sozial geförderten, mietpreisgedämpften sowie frei finanzierten Eigentums- und Mietwohnungen schafft das Quartier ein Zuhause für die unterschiedlichsten Einkommensgruppen.

Altersgerecht und barrierefrei: Alle Wohnungen sind barrierefrei nutzbar, ein Großteil kann rollstuhlgerecht ausgebaut werden. 10% der Wohnungen sind mit dem Rollstuhl nutzbar.

Zentral an der Freifläche gelegen, bietet ein multifunktionaler Gemeinschaftsraum Möglichkeit für Quartierstreffen, Spielgruppen, gemeinsames Werken oder private Feste..


WOHNFORMEN

• Micro- und Studentenwohnungen (Haus D)
Co-Living und Co-Working

• Seniorenwohnen in Clustern (Haus A)
selbstbestimmtes Wohnen im Alter mit dem Anschluss an eine Gemeinschaft

• preisgedämpfter Mietwohnungsbau

• öffentlich geförderter Mietwohnungsbau


GEWERBLICHE NUTZUNGEN

Die Quartiersentwicklung bietet Einkaufsmöglichkeiten (Einzelhandel, Apotheke) sowie gastronomische Angebote (Restaurant/Eiscafé am Quartiersplatz) den Anwohner:innen die Möglichkeit einen Großteil ihres Alltages im Quartier selbst stattfinden zu lassen.


ERSCHLIESSUNGS- UND PARKIERUNGSKONZEPT, MOBILITÄTSKONZEPT

Die erforderlichen PKW-Stellplätze werden in zwei Tiefgaragen verortet. Die Rampen sind auf kürzestem Wege vom öffentlichen Straßenraum aus erreichbar und in die Gebäude integriert.
Die Stellplätze werden gemäß GEIG für Elektromobilität vorgerichtet.

Ein Netz von barrierefreien Fußwegen durchzieht das Quartier.
Die Hauseingänge sind zu den Erschließungsstraßen und -wegen bzw. zum Quartiersplatz orientiert. Der Freiraum im Hof ist von jedem Treppenhaus barrierefrei errechenbar

Das Mobilitätskonzept soll autoreduziertes Wohnen besonders fördern.

Mobilitätshub/-standort: Den an Baufeld 1 angrenzenden Mobilitätsstandort will der Investor unterstützen und sich aktiv mit seinen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen aus bisherigen Projekten einbringen. In diesem Zuge wird eine Fläche in Haus B eingeplant um mehr Raum für den Mobility-Hub zu bieten. Gerne ergänzt der Investor dort das am Mobilitätsstandort vorhandene Car-Sharing-Angebot mit einem Bike-Sharepoint durch weitere Poolfahrzeuge, mit der Konzentration auf Fahrräder (Pedelecs, Anhänger, Bakfietsen) oder e-Roller. Eine Abrundung des Sharepoint-Angebotes erfolgt durch die geplante Fahrradwerkstatt.

Für Fahrräder werden umfangreiche Abstellanlagen zu ebener Erde und im Untergeschoss angeboten.

E-mobilty-ready: Das ganzheitliche Mobilitätskonzept umfasst zusätzlich die bauliche Vorrüstung der weiteren Stellplätze auf E-Mobilität, um bei Bedarf schnell und kostengünstig Ladestationen für Mieter*innen und Eigentümer*innen zur Verfügung stellen zu können. Gemäß Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz werden die Stellplätze über deckennahe Kabelpritschen mit Zuwegungen für elektrische und datentechnische Leitungsinfrastruktur erschlossen.
Erstausbaustufe: Darüber hinaus werden in einer Erstausbaustufe mind. 25% der Stellplätze mit Ladeinfrastruktur (wandmontierte Ladestationen 11-22kW) ausgestattet.
Ein smartes Energiemanagementsystem überwacht und steuert die optimale und bedarfsorientierte Verteilung von Energieflüssen und vermeidet Lastspitzen.


GRÜN- UND FREIFLÄCHENKONZEPT

Prägendes Element ist der große zusammenhängende Freiraum in der Mitte des Projektes.
Dieser multifunktionale Innenbereich mit zahlreichen Solitärbäumen und Baumgruppen aus Amberbaum, Blauglockenbaum, Zellkove, Goldgleditsie und Scharlacheichen schafft eine üppige grüne Atmosphäre.
Darunter befinden sich Aufenthalts- und Spielbereiche. Über großzügige Zugänge sind alle Freibereiche auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Innenbereich ist gegenüber der Umgebung um ca. 60 cm leicht erhöht. Über zwei barrierefreie Rampen unter 5 % Neigung sind alle Außenbereiche auch für Besucher*innen von außen behindertengerecht zu erreichen. Entlang des mittigen Erschließungsweges bilden Stufen eine großzügige Sitzlandschaft und vermitteln elegant den Höhenunterschied.
Alle erdgeschossigen Wohnungen erhalten einen eigenen privaten Außenbereich eingefasst mit einer Rotbuchenhecke.
Sämtliche Eingangsbereiche haben jeweils eigene Fahrradabstellplätze.
Alle befestigten Flächen werden unter den Nachhaltigkeitsgesichtspunkten einheitlich mit gebrauchten Naturkleinsteinpflaster befestigt.
Die anfallenden Niederschläge werden bei Starkregenereignissen entsprechend den gesetzlichen Regelungen zurückgehalten und über Rigolen vor Ort versickert.
Sämtliche Dachflächen sind extensiv, z. T auch intensiv als Dachgärten begrünt.


ÖKOLOGIE / KLIMASCHUTZ, NACHHALTIGKEIT UND ENERGIEKONZEPT

Ein Kubikmeter Holz bindet etwa eine Tonne CO2.
Bei der Herstellung von Holz-Baukomponenten wird weitaus weniger Energie benötigt als bei der Produktion anderer Baumaterialien. Dies verringert die Menge an baubedingten Treibhausgasen. Zudem entstehen im Herstellungsvorgang keine Abfallprodukte, die zu einer zusätzlichen Umweltbelastung führen würden: Was nicht als Bauholz fürs Haus verwendet werden kann, bleibt im natürlichen stofflichen Kreislauf oder wird umweltfreundlich weiterverwertet. Kurze Transportwege und effiziente Verarbeitungstechnologien halten die Emissionen niedrig.
Holzbaustoffe lassen sich problemlos wiederverwerten oder umweltfreundlich entsorgen; oftmals können Teile eines Holzgebäudes nach dessen Rückbau sogar in neuen Bauten weiter genutzt werden (cradle-to-cradle).
Mehrschichtige Verbundbauteile werden nicht eingesetzt; das Gebäude lässt sich am Ende seines Lebenszyklus in seine Einzelbestandteile zerlegen, die der Wiederverwendung zugeführt werden können.
Holzbauten erlauben hochwärmedämmende Konstruktionen bei schlanken Bauteildimensionen. Als Energiestandard wird das KfW-Effizienzhaus 40 EE oder besser angestrebt.
Soweit Beton Bauteile vor allem im Untergrund, in der Gebäudeerschließung bzw. für den Brandschutz erforderlich werden, ist geplant, diese aus Recycling-Beton herzustellen.
Alternativ greifen wir auf sogenannten „Umweltbeton“ zurück. Der Umweltbeton zeichnet sich mit einem durchschnittlich 39 % geringeren CO2-Footprint (Kilogramm CO2/m³ Beton) im Vergleich zu herkömmlichen Beton aus.


ERZEUGUNG WÄRME, WARMWASSER UND KÄLTE

Die Gebäude werden an die Ringleitung des kalten Nahwärmenetzes angechlossen . Dabei gehen Stichleitungen zu den einzelnen Gebäuden ab und führen das warme Wärmeträgerfluid zu den dezentralen Wärmepumpen. Dort wird dem Wärmeträgerfluid über den Wärmetauscher der Wärmepumpe Wärme entzogen.
Mittels elektrischer Energie hebt die Wärmepumpe die Temperatur auf ein brauchbares Niveau an. Das abgekühlte Fluid wird in die kalte Ringleitung zurückgeführt und anschließend in den Erdwärmesonden wieder erwärmt.
Zusätzlich wird die Wärmepumpe durch Solarthermie unterstützt.


ERZEUGUNG STROM

Der durch die PV-Anlage erzeugte Strom soll zu 100 % im Quartier für Allgemeinstrom, Anlagenbetrieb, Ladeinfrastruktur und Mieterstrom verbleiben.
Unterstützend wird ein Stromspeicher eingesetzt, der die Schwankungen ausgleichen soll. Durch das Mieterstrommodell haben die Anwohner*innern die Möglichkeit, Ihren Haushaltsstrom aus regenerativen Quellen vor Ort zu beziehen.

Architekt Nebel Pössl Architekten GmbH
Projektteam Erich F. Pössl, Bork Schiffer, Sigrid Andest, Christine Assenmacher, Maher Arnouk, Carmen Weichenhain, Josepha Straub